Die id Mom stellt sich vor

Von: Parker Wilhelm

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Sobald Spieler das ruchlose Arachnohirn mit der BFG 9000 in alle Himmelsrichtungen gepustet und damit DOOM (2016) abgeschlossen haben, ist es Zeit für ein paar cool designte Credits.

Darin wartet id Software mit so einigen großen Namen, Urgesteinen und aufsteigenden Talenten auf. Heute wollen wir jemand ganz Besonderes ins Rampenlicht rücken – eine unbesungene Heldin, die dieses Jahr ein großartiges Jubiläum ihrer Karriere feiert.

Unter den Namen, die in den Credits von DOOM in Szene gesetzt werden, fällt eine Bezeichnung besonders in Auge: Office Manager & id Mom. Donna Jackson – oder vom Team bei id Software liebevoll einfach Miss Donna genannt – ist die gute Seele hinter dem Titel „id Mom“, und mit 25 Jahren bei id ist DOOM auch nicht ihr erstes Rodeo.

Credits – id Mom

„Office Manager“ lässt sich ganz leicht erklären: Donna kümmert sich um das Tagesgeschäft von id in Dallas, Texas. Ihr herzliches Auftreten und ihre hilfreiche Art nicht nur ihren Kollegen gegenüber, sondern auch jedem, der durch die Pforten von id Software tritt, waren es jedoch, die ihr den mütterlichen Ehrentitel beschert haben.

„Es heißt ja, dass der erste Eindruck zählt“, erklärt Marty Stratton, Executive Producer von DOOM Eternal. „Daher bin ich sehr froh, dass Miss Donna dieser erste Eindruck von id ist.“ Jeder, der den Entwicklern der DOOM-, RAGE- und Quake-Franchises einen Besuch abstattet, kommt nicht drum herum, auf herzlichste Art von Miss Donna in Empfang genommen zu werden.

„Seit 25 Jahren sitzt sie an der Rezeption unseres Studios“, so Stratton. „Sie heißt jeden, der durch die Tür kommt, mit ihrer einzigartigen Herzlichkeit, ihrem Charme, ihrer Freundlichkeit und Gastfreundschaft willkommen – egal, ob es ein junger Entwickler auf dem Weg zum Bewerbungsgespräch oder ein großer Fisch der Branche ist.“

Der Weg zur Mom

Wir schreiben das Jahr 1994. Miss Donna hatte sich gerade bei einer Personalvermittlungsagentur gemeldet, darauf aus, drei Tage die Woche zu arbeiten, als sie erfuhr, dass eine „Computerfirma“ im fünften Stock jemanden sucht. Von Videospielen wurde nichts erwähnt.

„Ich hab als Miss Donna Jackson angefangen. Mom war nie Teil der Jobbeschreibung“, so Miss Donna, als sie sich an ihre ersten Tage bei id Software erinnert.

Miss Donna trat aus dem Aufzug in den fünften Stock und wurde prompt vom Team hinter DOOM begrüßt. „Die Tür schwang auf und mein Blick fiel auf vier oder fünf Jungs“, erinnert sich Miss Donna. „Ich dachte mir: Oh, die sind ja in etwa so alt wie meine zwei.“ Diese „Jungs“ hatten eine ähnliche Reaktion, als sie Miss Donna zum ersten Mal sahen, und so wart ihr Spitzname geboren. „Eines Tages hieß es nur: Hey, du bist die id Mom!“, erklärt Miss Donna. „Und das blieb dann irgendwie hängen.“

Erinnerungsstücke bei id

Obwohl sich id bereits ein Jahr zuvor mit DOOM (1993) als Entwickler behauptete, gab es bürotechnisch noch Einiges aufzuholen. „Nichts war eingerichtet – keine Telefonleitungen, nichts“, so Miss Donna. „Auf meinem Tisch stand ein Telefon und ein Kalender, das war's.“

Miss Donna, zur Überraschung von niemandem, hinterließ einen starken ersten Eindruck. Schon am Nachmittag ihres ersten Arbeitstages bei id haben die Chefs sie gefragt, ob sie statt drei Tage die Woche nicht vielleicht Vollzeit bei ihnen arbeiten möchte.

„Ich war wirklich überrascht“, erklärt Miss Donna. 1994 war die Videospielbranche noch nicht die riesige Multimilliarden-Branche, die wir heute kennen, und die Zukunft von id Software stand noch in den Sternen. Nach einer kurzen Bedenkzeit entschloss sich Miss Donna aber, die Stelle anzunehmen. „Lief doch ganz gut, nicht wahr?“, so Miss Donna. „Schon verrückt, oder?“

Klein, aber oho

Der Spitzname kam schnell, ihren Ruf als id Mom musste sie sich allerdings erst erarbeiten. id bestand zu der Zeit selbst für 90er-Verhältnisse aus einem recht kleinen Team. Dieses kleine Team schaffte es jedoch, mit Wolfenstein 3D das Egoshooter-Genre zu etablieren, und DOOM (1993) war weltweit ein Riesenerfolg.

„Um als Firma zu funktionieren, musste noch so Einiges eingerichtet und aufgebaut werden“, erklärt Miss Donna. Zum Glück war dies genau die richtige Aufgabe für den neuen Office Manager. „Ich liebe Menschen. Ich liebe Herausforderungen. Ich liebe es, Probleme zu lösen. Der Job war wie für mich gemacht.“

Auch die Unternehmen rechts und links von id mussten sich erst an den aufstrebenden Entwickler gewöhnen. Für die normalen Anzugträger, die acht Stunden am Tag arbeiten, waren junge Leute mit langen Haaren, die im T-Shirt ins Büro kamen und bis spät nachts blieben, ein ungewöhnlicher Anblick. Doch Erfolg geht oft mit dem ein oder anderen Problem einher – die perfekte Gelegenheit für Miss Donna, ihre Rolle als Mutter des Teams unter Beweis zu stellen. „Das Team war erfolgreich, was aber auch bedeutete, dass es den ein oder anderen Trubel gab, um den man sich kümmern musste. Wie eine Mutter ihre Kinder wollte auch ich das Team beschützen.“

Rezeption bei id

Inzwischen ist id Software zu einem großen, erfolgreichen Studio herangewachsen. Auch wenn Miss Donna nicht länger als Ein-Frau-Personalverwaltung arbeitet, die gleichzeitig die Flüge für ihre Kollegen buchen muss, so bleibt ihr Know-how im Umgang mit Menschen ein wichtiger Bestandteil von id Softwares Erfolgsrezept. Ob es darum geht, Besucher herzlich zu empfangen oder eine gute Beziehung zu anderen Firmen aufzubauen, Miss Donna schmeißt den Laden. „Wenn Leute aus allen Herren Ländern zu id kommen, dann möchte man sie ja nicht enttäuschen“, fügt Miss Donna hinzu.

„Nichts Außergewöhnliches“

Vieles hat sich in den 25 Jahren bei id Software verändert, aber eine Sache nicht: Miss Donna ist da, um dafür zu sorgen, dass sich jeder wie zu Hause fühlt.

„Wenn man über 6.000 Kilometer von der Heimat in Großbritannien entfernt bei id Software arbeitet, gibt es eigentlich nichts Schöneres, als wenn mich Miss Donna fragt, wie es meiner Frau und meinem Sohn geht und wann sie das nächste Mal im Studio vorbeikommen“, so Senior Programmer Johnmichael Quinlan. „Miss Donna kümmert sich so gut um einen – das hab ich auf diese Art bis jetzt noch nirgendwo anders erlebt.“

„Ich hab in meinem ersten Jahr bei id praktisch jeden Tag mit Miss Donna zusammengearbeitet“, erzählt Peter Sokal, Senior Game Designer. „Sie hat mir ihre Menschenkenntnis vermittelt und war stets ein positiver Einfluss und eine Inspiration, nach Höherem zu streben. Sie war einer der Gründe, warum ich ins Entwicklerteam gewechselt bin.“

Magazine bei id

„Miss Donna ist mir sehr wichtig“, so Tim Willits, der 24 Jahre lang mit Miss Donna zusammengearbeitet hat, bevor er im August 2019 id Software verließ. „Wir haben zusammen so Einiges erlebt. Sie ist nicht nur die Mutter von id; auf eine gewisse Art ist sie auch meine. Sie ist definitiv ein wichtiger Teil meines Lebens.“

Miss Donna ist den Leuten, mit denen sie über die Jahre hinweg zusammenarbeiten durfte, sehr dankbar. „Ich kann id gar nicht genug danken – für das, was sie mir ermöglicht haben, und dass sie an mich geglaubt haben“, sagt sie. „Ich bin wirklich stolz auf meine Arbeit und allen Leuten sehr dankbar. All die Karten, Briefe und netten E-Mails, die ich von Besuchern bekommen habe ... einfach unglaublich schön.“

„Viele sagen mir, dass ich den besten Titel der Welt innehabe“, so Miss Donna. „Du bist die id Mom!“, lacht sie. „Dabei tu ich noch nicht mal irgendwas Außergewöhnliches. Hier unten im Süden wird Gastfreundschaft einfach groß geschrieben.“

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